2.9.2011:
Wenn sich das Einkaufserlebnis auf armweit entfernt Sichtbares beschränkt, wenn das Fühlen und das dreidimensionale Sehen leider keine hilfreichen Entscheider sein können, dann muß das auf dem Bildschirm Gebotene mit schönen Worten beschrieben werden.
Um die loszuschlagende Ware in ihrer Einzigartigkeit herauszustellen, ist Erfindungsgeist gefragt. Und so begab es sich, daß ich in der jüngsten Vergangenheit in einigen virtuellen Schaufenstern immer mal tolle Umschreibungen sehe, wenn es um Nahtstrümpfe geht.
Vielleicht sind es ja auch jaaaaanz spezielle Nahtstrümpfe – Nahtnylons mit einem AUGE! Strümpfe, die sehen können. Wow. Was dem normalen Betrachter meist verborgen bleibt, dies sieht DAS AUGE.
Unentwegt schaut und glotzt es DAS AUGE. Welch eine tolle Vorstellung, das ein AUGE ohne Unterlaß unter den Rock schaut. DAS WACHSAME AUGE spioniert auch in der Waschmaschine, auf der Wäscheleine und im Kleiderschrank. Dort trifft es womöglich auch andere AUGEN, die sich wahlweise miteinander verbünden oder um das sehenswerte konkurieren?
Wer brachte das AUGE an den Strumpf? Gott etwa? Wacht er damit über Sitte und Anstand? Oder ist es ein anderer Gott, der möglicherweise für einen obskuren Geist steht? Es bleibt ein Mysterium.
Was können schnöde Strümpfe von heute da entgegensetzen? Laufmaschen maximal, die sehen aber meist die Anderen zuerst.
Keine Angst, das Auge entspringt der Phantasie der Neuzeit. Eine wilde Wortwahl, die man in der Zeit der Nahtstrümpfe nicht gebrauchte. Das Auge ist nix Anderes, als rationell betrachtet eine technologische Notwendigkeit beim Zusammennähen der Strümpfe.
Andere Vorschläge für erfindungsreiche Umschreibungen dieses geheimnisvollen Loches:
- Ehering-Versteck
- Globus
- Liebesbrief-Etui
Letzteres gern auch auf einem Stick in elektronischer Form, dann jedoch muß es heißen „Loverletter-Bag“. Die Zielgruppe der modernen Verliebten und der Romantiker muß ebenso angesprochen werden.
