You can enable/disable right clicking from Theme Options and customize this message too.

Auswandern nach Schweden – und die kunterbunte Welt der Influenzer

Bild Blogbeitrag

Ob ein Hauskauf und Auswandern nach Schweden derzeit ein Trend ist? Dies läßt sich zumindest vermuten, schaut man in die Welt der Sozialen Medien, oder wenn man im Umfeld hier in Schweden Augen und Ohren offen hält. Speziell auf Instagram tummeln sich Leute, die Schweden im Weichzeichnerlook präsentieren und dabei auch (aber nicht nur) viel Quatsch verbreiten. Erscheinen bei mir solche Inhalte auf dem Bildschirm, bin ich teilweise echt amüsiert, aber meist genervt. Entlarvend sind ebenso die Kommentare von selbst nach Schweden gezogenen Deutschen, die immer die Anderen für Probleme verantwortlich machen, die diese gerade haben.

So sieht also ein gepushter Trend aus?

Was zieht das nach sich und was steckt dahinter?

Vornweg möchte ich betonen, das ich nachfolgend natürlich keine allgemein und allein gültigen Wahrheiten verbreite. Alles beschriebene beruht auf Beobachtungen im Umfeld hier in Schweden, auf Gesehenem im Internet und es beruht zu nicht unerheblichen Teilen auf meiner ostdeutschen Prägung. Letzteres sollte man nicht unterschätzen, denn Schweden und die DDR haben viel mehr gemeinsam, als man zunächst denkt.

Die Erfahrungen beruhen auf dem Leben von10 Jahren in Schweden und drei Jobs hier in Schweden. Diese drei Jobs waren Vollzeitjobbs, immer auf Konzernniveau.

Auswandern nach Schweden, wie schwer ist es?

Wir leben in der europäischen Union und Schweden hat sich seit Langem auch auf die Freizügigkeit der Menschen innerhalb der EU eingerichtet. Heute würde ich nicht mehr vom Auswandern reden, das halte ich anhand der Gegebenheiten in Schweden für überzogen. Im Gegenteil, da ich auch das eine, oder andere Mal innerhalb von Leipzig umgezogen bin, behaupte ich frech, innerhalb von Leipzig umzuziehen ist viel komplizierter und nervenaufreibender hinsichtlich der Bürokratie. Für den Umzug nach Schweden war hier in Schweden nur EIN Besuch einer Behörde notwendig. Der Rest ging via Internet, oder Post. Auch solche Sachen , wie neue Nummernschilder fürs Auto kommen mit der Post. Mit richtiger Vorbereitung und Sprachkenntnissen alles easy.

Mit Abstand en meisten Ärger machten Behörden, Sparkassen, der Zoll, Krankenkassen und Versicherungen in Deutschland. Dies überschritt wirklich die Grenze zur Parodie und war urkomisch und mehrmals Bestätigung, wie abgrundrückständig die heute real existierende BRD ist.

Fazit: mit der richtigen Vorbereitung ist das Umziehen nach Schweden ein Kinderspiel, für das es neben Geld auch Organisationsvermögen braucht. 

Welche Voraussetzungen hatten wir, als wir nach Schweden umzogen.

Zunächst hatte ich einen Job hier, mehr oder weniger in meinem studierten Beruf. Dann als absolute Grundvoraussetzung konnte ich Schwedisch. Ohne dem geht es nicht und es ist Augenwischerei. In meinem Beruf wäre es auch ein Sicherheitsrisiko gewesen, auf Englisch zu kommunizieren. Sprechen zwei Personen jeweils in Fremdsprache miteinander, ist dies immer mit Informationsverlust verbunden.

Nachdem ich die Jobzusage hatte, haben wir uns innerhalb von zwei Wochen ein Haus gesucht und dieses gekauft. Warum erst der Job und dann das Haus? Weil die Voraussetzungen in Schweden jobmäßig ausserhalb der Metropolen oft nicht ganz so rosig sind und Arbeitswege teilweise sehr lang. Ich hatte Kollegen, die fuhren jeden Tag 110 Kilometer einfache Strecke.

Fazit: mit einer grundsoliden Ausbildung und Sprachkenntnissen seid ihr hier gern gesehen. Ich halte es für einen guten Weg, zunächst eine Arbeitsstelle zu haben und sich dann ein Haus/ Wohnung zu suchen.

Zunächst nur mit Englisch starten: vergesst es. Als zunächst Nobody in Schweden wird im Beruf im Regelfall Niemand auf Euch warten. Seid ihr dagegen eine Weile hier, stehen euch alle Möglichkeiten offen – viel, viel mehr, als ihr es aus Deutschland kennt. Für meinen derzeitigen Job zum Beispiel brauchte ich mich nicht mehr zu bewerben, denn ich wurde abgeworben.

Wie lange dauerte es, bis der Umzug organisiert war?

Von Jobzusage bis Umzug dauerte es so sechs Wochen, bis der Umzugswagen Richtung Schweden rollte.

Personennummer – wie lange muss man warten?

Für die Zuteilung unserer Personennummern brauchte das schwedische Skatteverket nicht mal eine Woche. Nach knapp einer Woche kamen die Briefe mit den Personennummern. Beim Eintreffen der Briefe dachte ich zunächst, wir müßten noch irgendwas nachreichen  – aber nein, es waren die Nummern, ohne die nix geht.

Start, wie schwer ist er?

Nicht schwer, wenn man eine Arbeit hat und gezwungen ist, Schwedisch zu reden und sich im Arbeitsleben integriert. Ich war von Anfang an gleich Arbetsledare. Das geht bei allem Bemühen nicht ganz ohne Kollisionen, so sehr man sich auch bemüht. Ungewohnt war zunächst auch die Macht der Gewerkschaft, hier kann einem, obwohl man selbst Gewerkschaftsmittglied ist, nicht nur ein Gegenwind, sondern ein Gegenorkan begegnen.

Ich habe beim Arbeitsstart alle, aber auch alle nur erdenkliche Hilfe bekommen. Das fing an, das eine Kollegin mit mit zusammen zur Bank fuhr, um ein Konto zu eröffnen. Zack, war das erledigt.

Dann konnte ich während der Arbeitszeit einen Fernsprachkurs mit Desi von der Uni Leipzig machen. Die Firma hätte mit den Kurs auch noch bezahlt, was ich aber ablehnte, wenn ich den schon während der Arbeitszeit nutzen konnte.

Wie sollte es sein? Einige Dinge muss man schnell lernen. Fragt ein Kollege zum Beispiel nach Hilfe, heißt dies, wenn es nicht anders gesagt wird, sofort. Umgekehrt heißt das auch, fragt man nach Hilfe, bekommst du sie sofort. Der gefragte Kollege läßt Alles stehen und liegen.

Zwischen den Zeilen lesen zu können, das sollte man hier können. Mit Willen, Verständnis und Lernbereitschaft kein Problem. Die Arbeitswelt in Schweden ist um Einiges angenehmer, als die in Deutschland. Doch sie ist kein Bullerbü.

Das Komische taucht schon am Anfang auf

Die Deutsche haben seit hunderten von Jahren Spuren hier in Schweden hinterlassen und meist sind diese überaus positiv besetzt. Die Gemeinsamkeiten  in der Nord/Mitteldeutsch – Schwedischen Geschichte sind groß und die Schwedische Sprache ist unverkennbar mit der Deutschen verwandt. So fremd ist man sich nicht. Beste Voraussetzungen also.

Dennoch beginnt man sich über manche deutsche Landsleute, gemeinsam mit den Schweden zu wundern. Es kommen die ersten Geschichten von seltsamen deutschen Einwanderern – so fragte mich eine Kollegin, die mit Umweltsachen in der Firma beschäftigt war nach vielen Umschweifen und vorbeugenden Entschuldigungen, ob wir in unserem Haus eine Innentoilette hätten.

Sie bemerkte, das mich die Frage erheiterte und lieferte die Erklärung ihrer Frage zugleich. Durch ihren Kontakt mit den lokalen Umweltbehörden kannte sie eine Geschichte. Ein deutscher Einwanderer, der des Schwedischen nur sehr spärlich mächtig war, wollte die Auflage der Kommune nicht erfüllen, die Kleinkläranlage seines Hauses neu zu bauen. Er bestand darauf, eine Aussentoilette zu errichten und eine in Schweden unbekannte Form der Grauwasseraufbereitung zu installieren. Diese unbekannte Form hat sicher mit den Witterungsverhältnissen zu tunen, die keine dieser Anlagen betriebssicher erscheinen läßt. Zumal lassen sich in Schweden zugelassene Grauwasseraufbereitungen für wenige Geld errichten. Was ich übrigens 2018 auch für unser Sauna/ Besucherhütte tat.

Später bestätigte sich, das es diesen Menschen wirklich gab. Heute weilt dieser übrigens jedoch nicht mehr in Schweden.

Fordernde Deutsche

Durch meinen beruflichen Kontakt mit Fremdfirmen wurden mir einige Zoten deutscher Einwanderer vorgetragen. Einer dieser Deutschen rief einen Handwerker an einem Sonnabend zu sich, um sich ein Angebot für eine Arbeit einzuholen, die besagter Deutschmann nach Angabe des Handwerkers auch gut und gern in zwei Stunden hätte erledigen können. Also kurz gesagt, ein Auftrag ohne viel Material und Zeitaufwand. Der Deutsche, mit dominantem Auftreten wollte das Angebot noch am selben Tag. Was der Handwerker nicht für volle nahm und ihm sogleich absagte.

Corona und die Deutschen

Ich weiß, das ist in Deutschland ein Reizthema – hier jedoch nicht.

Corona spülte Deutsche nach Schweden, die Deutschland und seine unsägliche Coronapolitilk nicht hinter sich lassen konnten. Corona war hier in Schweden vermutlich nie der Aufregen, wie es dies in Deutschland der Fall war. In der Firma, oder privat war es nie ein Gesprächsthema. Hier gab es keinen Lockdowns und keine Maskenpflicht.

Also kamen in der Coronazeit Deutsche hier her, frisch geprägt von der deutschen Coronastrategie…  Zunächst wollte man ihnen verzeihen, doch dann kamen – für Schweden – überaus dumme Fragen und Einordnungen. Von solchen Menschen möchte man sich Fernhalten, begegnet ihnen und ihren negativen Wellen aber irgendwo dennoch. Solche dummen Fragen hätten diese besagten Deutschen nicht gestellt, hätte sich ihrer Berührungspunkte mit Schweden nicht nur auf die Landschaft beschränkt. Diese Menschen gingen hier keiner Arbeit nach.

Irgendwas mit Tourismus

Deutsche Einwanderer kommen und gehen hier. Einige versuchen sich im Tourismus und möchten diesen Markt erschließen. Wenigen gelingt es und am Anfang unseres Lebens hier fragte ein schwedischer Kollege, warum sie es dennoch versuchen und ob diese Deutschen denken, die Schweden könnten nicht selbst darauf kommen und wären zu dumm dazu, den Tourismus als Einnahmequelle zu erschließen. Er sagte – was man auch nach kurzer Zeit versteht – die Sommersaison ist kurz. Sehr kurz, um in den meisten Fällen davon leben zu können.

Unauffällige Deutsche

Denen begegnet man im Berufsleben tatsächlich sehr sehr häufig. Bei allen drei Anstellungen hatte ich stets mit Deutschen, die hier in Schweden leben und arbeiten zu tun. Das geht vom Servicetechniker, über den Verkäufer bis zum Prüftechniker. Man sieht sie überall und man hört von ihnen im realen Leben, diese sind gern gesehen, da die Meisten von ihnen eine solide Ausbildung mitbringen und sicher nicht den Influenzer geben.

Wenn ihr also diese Instagramleute seht, schaut genauer hin, was sie euch erzählen wollen, speziell, wenn diese Menschen euch erzählen wollen, wie es in Schweden so ist, obwohl sie nicht mal ein Jahr hier sind. Es wird unheimlich viel Stuss erzählt und in ihren Erzählungen verkörpern sie das, vor dem sie eigentlich fliehen wollten: dem typischen Nörgel-Angstdeutschen.

Einer Dieser behauptete neulich mal, die schwedische Post sei eine totale Katastrophe, sie liefere Pakete nicht ab, oder lade diese bei Nachbarn ab, die 20 km entfernt wohnen. Mit etwas Insiderkontakten weiß man, das Letzteres absolut, aber wirklich absolut unmöglich ist. Und der Rest ihrer Erzählungen darauf beruht, das die Deutschen ihre Telefonnummer und ihre Emailadresse aufgrund ihrer deutschen Angst nicht angeben und dadurch die Zustellung erschwert wird, da hier alles elektronisch abläuft, oder der Zusteller anruft. Was er natürlich ohne Telefonnummer nicht kann.

Traumhaus krallen

Was man so mitbekommt, gehen viele Deutsche (und Niederländer) den Weg, sich zuerst ihr „Traumhaus/ Schwedenhäuschen“ zu besorgen. Dann, so der Plan, möchten sie weitersehen, oder sich eine Arbeit suchen. Was in Deutschland vielleicht funktioniert, kann hier schnell scheitern. Schon aus dem Grund, je nach Gegend, die Jobs hier dünn gesät sind, oder teilweise weit weg.

Verkrampft am Traumhaus krallend zerfließen schnell die Träume.

0 0 Bewertungen
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtigen bei
guest

0 Comments
Neueste
Älteste Meistbewertet
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
0
Deine Meinung würde uns sehr interessieren. Bitte kommentiere.x